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Samstag, 2. Januar 2016

Ein erfolgreiches Bloggerjahr

Warum erscheinen die meisten Jahresrückblicke eigentlich immer schon, wenn das Jahr noch gar nicht vorbei ist? Als fürchte man in den Redaktionen, sobald das Neue Jahr begonnen hätte, würden die Leute vom Alten nichts mehr hören oder lesen wollen. Ist vielleicht sogar was dran. Das Problem ist: Vor Weihnachten hat man sowieso schon immer so viel zu tun, und zwischen Weihnachten und Neujahr arbeitet dann niemand mehr so richtig. Folglich müssen die "großen" Jahresrückblicke schon spätestens Mitte Dezember fertig sein, und wenn dann in der zweiten Dezemberhälfte doch noch etwas Weltbewegendes passiert, kann das nicht mehr berücksichtigt werden und verschwindet im Orkus der Geschichte. Bloß gut, dass in der zweiten Dezemberhälfte tatsächlich so gut wie nie etwas passiert. 

Ich dagegen hatte vor dem 31. Dezember einfach noch keine Lust, das Jahr bereits als im Wesentlichen abgeschlossen zu betrachten, und an Silvester und Neujahr hatte ich dann überhaupt keine Zeit, einen Jahresrückblick zu bloggen. Und deshalb erscheint der erst heute. 

Eins gleich vorweg: Das Jahr 2015 war für meinen Blog das bislang mit Abstand erfolgreichste Jahr seines Bestehens. Ich habe 88 Artikel veröffentlicht - mehr als doppelt so viele wie 2014 - und hatte ungefähr so viele Seitenaufrufe wie in den ganzen vorherigen dreieinviertel Jahren zusammen. Außerdem habe ich mir im Laufe dieses Jahres einen Schatz erbloggt. Doch erst mal der Reihe nach. 

Januar 

Der Jahresbeginn stand im Zeichen des Pariser Charlie Hebdo-Attentats, und so ist es nicht allzu erstaunlich, dass meine ersten beiden Blogartikel des Jahres 2015 von diesem Ereignis geprägt waren - bzw. eigentlich weniger von dem Ereignis selbst als vielmehr von den öffentlichen Reaktionen darauf. Reaktionen, die zwar einerseits betonten, "das" habe "nichts mit dem Islam zu tun", andererseits aber feststellten, "Religion" allgemein sei natürlich böse und schlimm und gehöre zum Wohle der Menschheit abgeschafft. Selbst von manchen kirchlichen Stellen gab es Stellungnahmen, die verdächtig nach vorauseilender Selbstbezichtigung ("Meaculpismus") rochen. - Einen Nachtrag zum Thema "Islamismus und Terrorgefahr" gab es auf meinem Blog dann noch im Februar - in Gestalt einer Interpretation von Leonard Cohens Song First We Take Manhattan. Ein bisschen bin ich der Meinung, dass dieser Artikel bis heute nicht die Aufmerksamkeit gefunden hat, die er verdient. 

Februar 

Die Aufreger des Monats: Papst Franziskus gab Ratschläge zum respektvollen Schlagen von Kindern, und Bischof Tebartz-van Elst erhielt ein Amt in der Kurie. Und das auch noch fast gleichzeitig. Das lieferte reichlich Stoff für eine kritische Auseinandersetzung mit der kirchenbezogenen Berichterstattung unserer Qualitätsmedien. Davon abgesehen widmete ich mich weiter meiner Spezialberufung, dem Kneipenapostolat; und ich zelebrierte ausgiebig den Beginn der Fastenzeit, was ich in einem Artikel mit dem Titel "Eine Woche voller Sonntage" schilderte. 

März 

Im März habe ich überhaupt nicht gebloggt. Folglich habe ich keinerlei Erinnerungen an diesem Monat. Irgendwas war da. Aber was? Na, im Zweifel: Fastenzeit. 

April 

Etwas, worüber ich im März hätte schreiben können, wenn ich die Nachrichten aus meiner nord-niedersächsischen Heimat aufmerksamer verfolgt hätte, entdeckte ich erst einen Monat später: In der Pfarrei St. Willehad in Nordenham gab es erhebliche Konflikte zwischen dem Pfarrer und einigen Ehrenamtlichen, die just in der Fastenzeit zur Auflösung des Pfarreirats führten. Nachdem ich auf dieses Thema aufmerksam geworden war, ließ ich Ende April noch einen Artikel über die Erstkommunion in St. Willehad folgen. In erheblich stärkerem Ausmaß sollten mich die Vorgänge in dieser Pfarrei dann ab Oktober beschäftigen. Weiterhin befasste ich mich in den Blogbeiträgen des Monats April mit Fragen nach der Zukunft der Kirche und auch ein bisschen mit Moraltheologie, genauer gesagt, mit den Schwierigkeiten, die es heutzutage bereitet, überhaupt noch von Sünde zu sprechen. Der betreffende Artikel fand im August noch eine Fortsetzung

Mai 

Der Wonnemonat brachte mancherlei Anstöße, die die Arbeit an meinem Blog - und nicht nur die - auch noch in den folgenden Monaten nachhaltig prägen sollten. So eröffnete ich den Reigen meiner Mai-Blogbeiträge mit einem Artikel über Neues Geistliches Lied (NGL) - ein Thema, zu dem dann zwischen Juni und September noch eine dreiteilige Analyse der Texte eines aus einer Kirche gemopsten (aber später brav wieder zurückgebrachten) NGL-Liederbuchs folgte. Diese Serie wiederum inspirierte mehrere Folgebeiträge auf anderen Blogs und trug somit indirekt dazu bei, weiten Teilen der Blogoezese einen hartnäckigen Ohrwurm zu verpassen: Peter Janssens "Kleine Löterin" - "ein Titel, den Sie bitte niemals als anzüglich missverstehen dürfen (Wiglaf Droste). - An Christi Himmelfahrt dann legte ich mich mit der Facebook-Redaktion des Bistums Münster an, die ihre "Fans" nur allzu gern mit kitschig-nichtssagender Wohlfühlpoesie versorgt statt mit christlichen Inhalten; auch dies erwies sich als eine Baustelle, an der ich in der Folge noch öfter zu tun bekam. Der bislang letzte Beitrag zu diesem Thema erschien Anfang Dezember und wurde sogar von kath.net als Gastkommentar übernommen. Auch zum Thema Lebensschutz gab es im Mai einen aktuellen Blog-Anlass: eine Protestaktion anlässlich der Verleihung des Peter-Singer-Preises an Peter Singer. Der betreffende Artikel mauserte sich übrigens zu meinem zwar nicht meistgelesenen, aber meist-kommentierten des Jahres. - Als das im Nachhinein betrachtet bedeutendste Ereignis des Monats Mai sollte es sich jedoch erweisen, dass sich in der Nacht vom 24. auf den 25. eine mir bis dahin unbekannte junge Dame, die auch in Berlin wohnt und gut einen Monat zuvor ebenfalls unter die katholischen Blogger gegangen war, nach eigenem Bekunden "stundenlang" an meinem Blog "festlas" und mir am nächsten Morgen eine Freundschaftsanfrage auf Facebook schickte... 

Juni 

Über Fronleichnam nahm ich mir eine Woche Urlaub, was es mir ermöglichte, zunächst ausgiebig das Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi zu zelebrieren (und zwei Artikel darüber zu schreiben) und dann einen Kurztrip zum Martin Luther Grave Rotation Event, äh, Evangelischen Kirchentag zu unternehmen. Dabei kamen sogar drei Artikel heraus. Und kaum war zurück in Berlin, da bekam die Hauptstadtdiözese einen neuen Erzbischof. Damit war der Monat Juni dann auch schon so ziemlich voll. Aber nein, nicht ganz. Zwischendurch fand ich noch Zeit, meinen Geburtstag zu feiern und die oben erwähnte junge Dame näher kennenzulernen. Was sich für beide Seiten als voller Erfolg erwies. Seither ist in diversen Artikeln meines Blogs immer mal wieder von "meiner Liebsten" die Rede (z.B. hier, hier und hier). -- Ach ja, nicht unerwähnt lassen möchte ich noch einen Blogbeitrag aus dem Juni, zu dem ich indirekt ebenfalls durch meinen Besuch beim Kirchentag angeregt wurde: einen Artikel über Kochen am Altar...

Juli 

Der Monat Juli war geprägt von einer großen Themenvielfalt auf meinem Blog: Mal ging es um ein Foto zweier sich küssender Frauen auf der Website von Radio Vatikan, mal um eine Stellenausschreibung der Hilfsorganisation Open Doors, mal um einen Ex-Piraten, der sich auf Twitter über Fernsehgottesdienste im ZDF mokierte, mal um den dilettantischen Bericht einer Lokalzeitung über eine Altarweihe in Rathenow. Grundstimmung: vorwiegend heiter. Außerdem begann ich mit einer satirischen Rezension des postfeministischen Pilgerromans Die Dienstagsfrauen von Monika Peetz, den meine Liebste geschenkt bekommen hatte. Dieser Artikel fand noch drei Fortsetzungen, der letzte Teil erschien erst im Dezember. 

August 

Der August bescherte mir einen nicht unbeträchtlichen Karrieresprung - tat sich mir doch die Möglichkeit auf, neben verstärkter Bloggertätigkeit (dies war der Monat mit den meisten Seitenaufrufen im Jahr 2015 sowie - neben dem November - derjenige mit den meisten neuen Artikeln, 12 an der Zahl) auch mal gegen Bezahlung zu schreiben, nämlich in Form von gelegentlichen Feuilletonbeiträgen für Die Tagespost (bislang sieben, im Januar folgen voraussichtlich zwei weitere). Daneben schob sich in diesem Monat das Thema Lebensschutz in den Vordergrund. In den USA wurde durch eine Reihe von Undercover-Videos aufgedeckt, dass der führende Abtreibungs-"Dienstleister" Planned Parenthood Organhandel mit Körperteilen abgetriebener Föten (und womöglich sogar von lebend geborenen Kindern) betreibt; ich erfuhr davon mittels Twitter und darf mir schmeicheln, zu einem Zeitpunkt darüber gebloggt zu haben, als das Thema in Deutschland noch kaum zur Kenntnis genommen worden war. Und in Berlin warf der alljährlich Ende September stattfindende Marsch für das Leben seine Schatten voraus, was mich zunächst dazu veranlasste, ein wenig in den Kreisen der Lebensschutz-Gegner zu recherchieren. Ich musste bzw. durfte dabei allerdings feststellen, dass ich für Undercover-Recherche in diesen Kreisen bereits zu bekannt bin

September 

Meine Abenteuer im Lande der Lebensschutz-Gegner setzten sich natürlich auch und erst recht im Folgemonat fort. Zwei Artikel zu diesem Thema erschienen im Vorfeld des Marschs für das Leben, über den Marsch selbst berichtete ich in zwei weiteren. Ebenfalls in den September fiel die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, zu deren Abschluss der Große Vorsitzende Kardinal Marx der Blogoezese die vieldiskutierte "Verblödungsgate" bescherte. Dazu musste ich natürlich auch was schreiben, zumal es mit meinem vierjährigen Bloggerjubiläum zusammenfiel. 

Oktober 

Im Oktober fand in Rom die Bischofssynode zur Familienpastoral statt; aber darüber schrieb ich lieber nichts, sondern stattdessen etwas Lustiges über Mayonnaise. Außerdem durfte ich auf Radio Horeb ausgiebig über meinen Blog sowie über die Blogoezese und katholisches Bloggen allgemein sprechen. Und dann fuhr ich zu einem Kurzurlaub in mein Heimatstädtchen Nordenham - just an dem Tag, an dem in der Lokalpresse über den Amtsverzicht des dortigen katholischen Pfarrers berichtet wurde. Ich nutzte diesen Kurzurlaub also eifrig zum "investigativen Bloggen" - und dieses Thema beschäftigte mich dann auch weiterhin stark: Im November und Dezember veröffentlichte ich noch vier weitere Artikel zu den Vorgängen in der Pfarrei St. Willehad, und ich gehe davon aus, dass sich das im Neuen Jahr noch fortsetzen wird. Übrigens habe ich im Zuge dieser "Pfarrervergrämungs"-Affäre erstmals eine Presseanfrage an eine kirchliche Dienststelle - das Bischöflich Münstersche Offizialat in Vechta - gestellt und prompt eine ausführliche und wohlwollende Antwort erhalten. 

November 

Im November hatte ich einerseits reichlich damit zu tun, die bereits in den vorangegangenen Monaten begonnenen "Serien" fortzusetzen, aber andererseits gab es auch einige neue Impulse. Diese waren nicht durchweg erfreulich. Mein lieber Freund und Bloggerkollege Josef Bordat erhielt - offenbar im Zusammenhang mit seiner publizistischen Tätigkeit stehende - anonyme Morddrohungen, wozu neben vielen anderen Kollegen aus der Blogoezese auch ich eine Stellungnahme abgeben musste (sie erschien auch als Gastkommentar auf kath.net). Außerordentlich erfreulich war hingegen das 4. Katholische Bloggertreffen (kurz #kbt15) in Essen vom 13.-15.11. - das erste Treffen dieser Art, an dem ich teilgenommen habe. Auch hierüber habe ich zwei Artikel veröffentlicht. 

Dezember 

In der ersten Adventswoche durfte ich jeden Morgen (außer Montag, weil da ärgerlicherweise das Telefon nicht funktionierte) im Kölner Domradio ein paar Minuten über das jeweilige Tagesevangelium sprechen. Parallel dazu beteiligte ich mich an der kontroversen Debatte über den schon Ende November auf katholisch.de erschienen Kommentar "Romantische, arme Kirche" von Björn Odendahl. Außerdem hatte es ebenfalls schon Ende November eine Schießerei vor einer Planned Parenthood-Klinik in Colorado Springs gegeben, die zu einer Debatte über Extremismus und Gewaltbereitschaft in der Lebensschutzbewegung Anlass gab, und natürlich musste ich mich auch dazu äußern. Dann kam Weihnachten, was ich erstmals nicht in Nordenham verbrachte. Einerseits schade, nicht zuletzt in Anbetracht der Lage in der Pfarrei St. Willehad; andererseits inspirierten mich die Weihnachtstage in Berlin zu gleich zwei Artikeln - einem über Weihnachtslieder und einem über politische Vereinnahmungen der Weihnachtsbotschaft. Und dann, wie um die Auffassung Lügen zu strafen, kurz vor Jahresende passiere ja sowieso nie etwas Wichtiges, starb Rock'n'Roll-Kampfschwein Lemmy im Alter von immerhin 70 Jahren. Diesem Ereignis widmete ich meinen letzten Blogartikel des Jahres 2015. 

Und nun? Nun ist 2016, und wir werden mal sehen, was uns dieses Jahr so bringt. Der Stoff zum Bloggen wird mir jedenfalls nicht so schnell ausgehen... 

Allen meinen Lesern wünsche ich von Herzen ein frohes und gesegnetes Neues Jahr! Und bleibt mir treu!! 


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